Selbst ist der Mann!

Einleitung

Mit diesem Heftchen will ich zeigen, wie man eine Maschine, und zwar eine denkende Maschine baut. Eine Rechenmaschine! — Was ist eine Rechenmaschine? Sie ist, wie bereits der Name besagt, eine Maschine, die rechnet. — Rechenmaschinen werden in fast allen Büros, Banken und Geschäftsbetrieben verwendet.

Der Laie vermag es sich vielleicht kaum vorzustellen, dass eine solche Maschine imstande ist, in wenigen Sekunden jede beliebige Aufgabe richtig auszurechnen. Ja diese Maschinen vermögen jede noch so langstellige Zahl in den kürzesten Augenblicken blitzesschnell auszurechnen, und zwar auf entschiedenste Genauigkeit.

Was die Maschinen dann an Zeit und Geld und vor allen Dingen an Nerven ersparen können, leuchtet wohl jedem ein. Die Zeiten sind vorbei, wo in den Kontoren die Buchhalter müde und tief gebückt auf ihren Drehsesseln vor den dicken Büchern sitzen, und unter Anstrengung aller Sinnesorgane in Schweiß gebadet, Posten auf Posten zusammenzählen, um nach Ende der langen Seite nervenaufreibend festzustellen, dass ihre Rechnung falsch und die ganze Arbeit vergebens war. Dann konnten wohl den Leuten die Haare zu Berge stehen, wenn sie Seite auf Seite so und so oft nachrechnen mussten, bis sie zum richtigen Ergebnis kamen.

Und heute? Hat nicht heute fast jeder Angestellte im großen Betriebe eine Rechenmaschine? Ist das Rechnen und Abrechnen von Büchern, was früher eine Qual bedeutete, nicht eine Freude? Braucht man doch nur in der Maschine die Aufgabe einzustellen und schon erscheint blitzesschnell die Lösung im Resultatwerk der Maschine. Nachrechnen und Prüfungen fallen fort, weil man weiß, dass die Maschine richtig rechnet. Unter Umständen genügt ein Blick auf das Kontrollwerk und man weiß, ob man die Aufgabe richtig eingestellt hat, dann muss sie stimmen! Frohe Gesichter sieht man dort, wo früher gramdurchfurchte abgearbeitete Menschen Tag und Nacht arbeiteten. Das ist der Siegeszug der Rechenmaschine durch die Welt.

Rechenmaschinen gibt es nun in den verschiedensten Arten und Ausführungen. Es gibt große stationär elektrisch betriebene Maschinen, leicht transportable Reisemaschinen, bequeme Hand- ja sogar jetzt schon Taschenrechenmaschinen. Eine Art ist für Tasteneinstellung, eine für Hebeleinstellung, eine nur für Addition und Subtraktion, während jene sämtliche Rechnungsarten ausführt. Die Rechenmaschine ist also „das Gehirn von Stahl", wie sie technisch genannt wird. Sie ist stets betriebsbereit, übermüdet nie, verlangt kein Gehalt und arbeitet stets mit gleicher Sicherheit und Zuverlässigkeit. Um etwas Derartiges zu ermöglichen ist es klar, dass die Maschinen auf das Sorgfältigste und Genaueste hergestellt werden, sie sind also Präzisionsmaschinen!

Lieber Leser! Dies alles schicke ich voraus, um dich erst mal mit dem Wesen dieser Maschine vertraut zu machen und in das vielleicht manchem unbekannte Gebiet hineinzuführen. Ihr habt gesehen, was diese Maschinen zu leisten imstande sind und es wird wohl mancher von Euch Verwendung für eine Rechenmaschine haben. Sei es nun beruflich für eine stationäre Maschine oder für eine Taschenmaschine oder für seine geschäftlichen oder privaten Zwecke.

Die Maschine, deren Herstellung ich hier beschreibe, ist eine praktisch durchaus brauchbare und bei gutem Material jahrelang betriebssichere und zuverlässige Arbeitsmaschine.Nach dem vorstehend Gehörten steht es nun für jeden sonderbar an, eine solche Maschine selbst und dazu aus geringwertigen Materialien herzustellen. Jeder wird den Eindruck haben, dass diese Maschine nach ihren Leistungen eine äußerst komplizierte Maschine ist bzw. sein muss. Ich sage Euch aber allen: Es ist möglich eine solche Rechenmaschine und zwar eine solche für alle vorkommenden Rechnungsarten selbst herzustellen.

Die Herstellung dieser Rechenmaschine ist ganz im Gegensatz zu ihren Leistungen so denkbar einfach, dass sich jeder eine Maschine leicht herstellen kann, der auch in der Bastelkunst nicht sehr bewandert ist. Für alle muss der Satz gelten und als Richtung dienen: „Seid keine Rechenmaschine, arbeitet mit einer solchen!" Jeder, der eine Maschine besitzt, wird mit Freuden rechnen, er hat den Vorteil schnell zu rechnen und spart sich die Nerven tötende, geistige Rechenarbeit. Es wird wohl jedem, der sich über die Bauweise klar ist, gelingen, mit etwas Ausdauer und vor allem Genauigkeit eine Rechenmaschine für seine Zwecke zu bauen.

Köslin                    G. Müller

Wir vergegenwärtigen uns die Wirkungsweise der Rechenmaschine:

Die Rechenmaschine, die wir bauen wollen, umfasst die Zählwerke, von denen jedes 3 Zahleneinheiten, d. h. 3 mal die Zahlenreihen von 0 - 9 enthält, die Zählwerke liegen dicht nebeneinander und bestehen aus einem sich um die beiden Transportrollen drehenden Film. Die Maschine hat von außen gesehen oben das so genannte Einstellwerk (richtiger Einstellfenster) neben denen die Einstellgreifrollenräder herausragen. Unterhalb befindet sich die Reihe der Resultatfenster oder das Resultatwerk. Den Mittelteil des Maschinenoberteils bilden die Einstellschlitze, mittels deren die Aufgaben auch mit einem Stift bequem eingestellt werden können. Die Maschine hat durchgehende Zehnermeldung in allen Zählwerken, d. h. bei jedesmaligem Erscheinen der „0" im Zählwerk ertönt ein Glockensignal. Nach Schlussrechnung der Aufgabe werden sämtliche Werke auf „0" gestellt. Durch Feststellung des Nullzeichens können sämtliche Zählwerke vor unbefugter Benutzung verriegelt werden. Bei Additions­ und Multiplikationsstellung auf Subtraktions- und Divisionsstellung braucht man nur einen Hebel zu betätigen.

Die Arbeitsweise der Maschine ist blitzesschnell. An Material benötigen wir in der Hauptsache gutes glattes Laubsägeholz, was in jeder Eisenhandlung zu bekommen ist. Stiftchen verschiedener Länge, einige Holzrollen und Leistenmaterial bilden so die Grundmaterialien, aus denen heraus sich unsere Maschine aufbauen soll. Wer eine Taschenrechenmaschine baut, der kann natürlich Zigarrenkisten" breiter gebrauchen.

An Werkzeugen benötigen wir Hammer, Zange, Laubsäge, rechten Winkel, Zirkel, Lineal und Bleistift. Damit können wir wohl getrost an unser Werk gehen in der Zuversicht, dass wir das erreichen, was wir bereits vor unserem geistigen Auge fertig gestellt sehen. Drum mutig ans Werk! Wir gehen erst an die Herstellung des Maschinengehäuses, das den ganzen Mechanismus aufnimmt

Das Gehäuse wird aus normalem Laubsägeholz hergestellt. Wir sehen uns erst mal genau die Abb. l an, und werden uns darüber klar, wie und was an die einzelnen Brettchen angebracht bzw. dieselben aufnehmen oder tragen sollen. Wir schneiden zunächst die beiden Hauptseitenteile und zwar jede doppelt und mit den Rändern übereinstimmend. Diese Seitenflächen sind in der Zeichnung mit A, G, H, I, J, angemerkt. Diese Flächen werden zu je 2 genau aufeinander genagelt und erhalten wir sodann 2 stabile und feste Seitenplatten. An deren Innenseiten an den Enden werden die Leisten x1 und x2 befestigt. Dann wird die entsprechend hohe 25,5 cm lange Vorder- und Rückseite aufgenagelt. Hierdurch haben wir nun im Rohbau den Gehäuserahmen. Es handelt sich jetzt darum, denselben größte Stabilität und Festigkeit beizubringen. Dies erreichen wir, indem wir im Innern die 3 Leisten Nr. 3x in Abb. l entsprechend anbringen. Unter diesen Gehäuserahmen wird dann provisorisch der Maschinenboden (Nr. 4, Abb. l) durch Stifte befestigt, pur Fest bringen wir oben die Abschlussleiste Nr. 8 an. Unter letztere muss der später zu beschreibende Deckel Nr. 7 mit der Kante unterpassen. —

Hat unser Gehäuse hierdurch schon an Festigkeit bedeutend gewonnen, so schließen wir das Ganze zu einem festen Etwas ab, durch die Anbringung des Maschinen Fußrahmens. Dieser wird aus ebenfalls doppelt genommenem Laubsägeholz gearbeitet. Die eine Seitenfläche des Fußrahmens ist in Abb. l, A, B, C, D, E, F genau dargestellt. Die Vorder- und Hinterrahmenflächen werden nur entsprechend länger gearbeitet. Die Befestigung der ganzen Flächen und Platten durch Stiftchen ist in Abb. l dargestellt. Je genauer dies Maschinengehäuse mit dem Fußrahmen gearbeitet ist, desto besser klappt die Weiterarbeit.

Wir hätten unser Gehäuse fertig und gehen zu der weiteren inneren Ausbauung des Gehäuses über. Ich erwähne nun erst mal, dass die hier in Wort und Bild gegebene Anleitung für eine Maschine mit 6 Zählwerken, also für 6-stellige Zahlen berechnet ist. Diese Maschine rechnet also bis zu 999 999. Die Maschine kann nun in der gleichen Art bis Billionen, Billiarden usw. gebaut werden. Wer natürlich eine Maschine mit kleinere Zahlen baut, hat bedeutend weniger Arbeit und muss das Gehäuse natürlich entsprechend kleiner bauen und umgekehrt. Dies muss man also vorher wissen.

Wir müssen jetzt für die erforderlichen Zählwerke die Zwischenwände schaffen. Hierzu schneiden wir erst die m Abb. l mit Nr. 18 und 19 bezeichneten Trägerwände, welche der Länge nach leicht in das Gehäuse hineinpassen. Diese Innenwände werden nun genau mit Zirkel in ent­sprechende Abschnitte geteilt, (siehe Abb. 2) und mit den Zwischenklötzen — bzw. Leisten Nr. 27 Abb. 2 so versehen, dass man die jetzt zu fertigenden Zählwerkzwischenwände leicht aber fest einschieben kann. Diese Sache muss möglichst genau gearbeitet werden. letzt schneiden wir uns die (in diesem Falle) 7 Zwischenwände (Abb. 2 einzeln mit Maßangabe dargestellt) mit den erforderlichen Einschnitten. Diese Zwischenwände müssen sämtlich gleichmäßig geschnitten und in das Gehäuse eingepasst werden.

Haben wir dieselben alle in richtiger Übereinstimmung fertig, so werden sie in den beiden bezeichneten Punkten durchbohrt. Wir setzen dann die gesamten Zwischenwände in die Maschine und stecken durch die beiden durchbohrten Lochreihen, die als Achsen für die Zählwerke dienenden 2 Stricknadeln.

Es ist dafür zu sorgen, dass die Nadeln vollkommen wagerecht und die Zwischenwände parallel einpassen. Dann ist uns auch eine Sicherheit gegeben, dass die Zählwerke ohne Klemmungen leicht arbeiten. Damit wäre der erste Abschnitt unserer Arbeit fertig.

Zum zweiten können wir jetzt ohne Zögern übergehen. Es ist die Herstellung der Zählwerke. Diese erscheint weit schwieriger, als sie wirklich ist. Die Hauptsache ist eben, dass man genau arbeitet, was bei der Größe der Maschine durchaus nicht schwer ist. Bei kleinen Maschinen ist die Arbeit natürlich weit schwieriger und kann man sich dann leicht mal dabei verbauen. Also Mut und Zuversicht, an was Andrem liegt es nicht!

Wir benötigen die (in diesem Falle 12) Zählwerkrollen, die wir entweder sämtlich von einem runden Stab absägen oder noch besser einzeln aus doppeltem Laubsägeholz nach Zirkel aussägen, zusammennageln und genau rund bearbeiten. Jede dieser Zählwerkrollen wird in 10 gleiche Teile geteilt, und zwar am besten in der Weise, dass man mittels Lineal den Kreis halbiert und dann nach Augenmaß jede Hälfte in 5 gleich große Abschnitte teilt.

Wir können bei diesen Arbeiten ruhig einigermaßen nach Augenmaß arbeiten, da ein kleines Verarbeiten bei der Größe unserer Zählwerke nichts ausmacht. Je kleiner man natürlich baut, desto genauer muss gearbeitet werden. Wir versehen nun die Hälfte unserer Walzen, also 6 davon mit den Handeinstellrollen, einfachen aus Holz geschnittenen Scheiben (Abb. l, Nr. 16). Letztere werden mit dem Einschnitt 17 versehen. Diese Rollen werden glatt auf die Transportrollen aufgenagelt, ebenfalls, wie diese durchbohrt und müssen sich alsdann sämtliche Rollen, auch die übrigen 6 nach probeweisem Einsetzen in der Maschine ganz frei und leicht um die Achsen drehen lassen. — Danach wird die Mechanik wieder abmontiert, und die ersten 6 Einstellrollen mit ganz kurz hervorstehenden 10 Stiftchen versehen.

Es kämen jetzt die Zählwerke selbst, also die Zahlenfilme, wie wir sie nennen. Hierzu wird ein ganz schmaler Filz- bzw. Tuchstreifen genommen, der an den Enden zusammengenäht wird. Letzterer Streifen muss alsdann leicht aber auch nicht zu lose über die eingesetzten Rollen laufen. Es fehlt nun noch das Schwierigste, nämlich das Zahlenmaterial. Zu diesem schneiden wir uns wie Abb. 3b zeigt, lauter gleich große Plättchen, die man am besten vorher mit den Zahlen versieht, und dann erst auseinander schneidet. Die Zahlen können mit Tinte, Tusche, am besten Ausziehtusche, aufgezeichnet werden. Wir nehmen hierzu verschiedene Farben und zwar der Übersichtlichkeit halber. Die Nullen sämtlicher Zählwerke, die, wie Abb. l zeigt in der Maschinennullstellung im Einstellwerk sichtbar sind rot und die nächstfolgenden Nullen in allen Werken, die wie Abb. l zeigt gerade im Resultatwerk sichtbar sind blau oder grün. Die übrige Null in allen Zählwerken wird wie alle übrigen Zahlen schwarz gefärbt. Wir färben dann auch noch die einzelnen Zahleneinheiten, von denen, wie schon erwähnt, jedes Zählwerk 5 hat; indem wir die erste Einheit sämtlicher Zählwerke an den in Abb. 3b sichtbaren überstehenden Nummernenden rot, die zweite Einheit blau und die dritte Einheit gelb färben. sind die so fertig bemalten Pappstreifen trocken, so werden sie in genau große Nummern auseinander geschnitten und wie Abb. 5b zeigt aufgeklebt, dass die Enden, welche wir gefärbt haben, über den Tuchfilm überstehen, während die andere Seite abschließt. In die durch die Nummern gebildeten Zwischenräume greifen dann die Transporträderstiftchen. — Bedingung ist, dass diese Nummern sicher kleben und die Nummernfilme sich überall gleichmäßig leicht transportieren lassen.

Nach Fertigstellung der Zählwerke werden die beiden Innengehäusewände mit den Schlitzen bzw. Klötzen für die Zwischenwände festgenagelt. Es wird dann der Boden herausgenommen und darauf die 6 Klötze 25 befestigt, die mit kleinen Drahtfederchen versehen werden und bei Einstellung der Zählwerke beständig knarren müssen.

Wir gehen zum nächsten Teil unserer Arbeit über, Sperreinrichtung und Nullstellung. Die Sperrverriegelung bzw. Nullzeichen besteht aus den beiden um 20 (Abb. l) drehbaren Handhebeln 21, die in der Mitte die schmale Leiste 17 tragen. Als Achse dienen ebenfalls eine Stricknadel oder starke Drähte. Diese Einrichtung, die Abb. l genauer darstellt, dient gleichzeitig als Nullzeichen für den Rechnenden, denn wenn alle Zählwerke durch das Nullzeichen mittels der Sperreinrichtung verriegelt find, stehen sämtliche Werte auf „0". Hierauf achte man bei Anbringung der Zahlenfilme und Einstellräder.

Unserer Maschine fehlt nur noch die durchgehende Zehnermeldung in allen Werken. Dies geschieht am besten durch eine Glocke, (alte Weckerglocke usw.), die auf einem hin- und herschiebbaren Brett 51 Abb. 3 befestigt wird. Das Brett läuft zwischen 2 Holzleisten und wird durch den Griff, der aus der Maschine vorn herausragt, bewegt. Es sind 2 Glockenhämmer erforderlich, die aus dem Hammerklotz Abb. 3a, dem Klöppel, Klöppeldraht sowie dem langen Betätigungsdraht mit den am Ende befestigten Federn bestehen. Diese Meldeanlage ist ganz einfach und sicher funktionierend. Die Glockenanlage kann auch an einer Seitenwand angebracht werden.

Zur Zehnermeldung ist es auch noch erforderlich, dass wir sämtliche Zählwerke mit den Meldeklötzen versehen. Diese sind kleine ganz schmale Holzklötzchen, die in Abb. 3c + dargestellt sind und auf die entsprechende Nummer am überstehenden Ende oben aufgeklebt wer­den. Es muss dann darauf geachtet werden, dass diese Klötze, die theoretisch auf den Nummern „0" befestigt werden müssen, in der Praxis auf die Nummern kommen, die in Maschinennullstellung gerade die Glockenhammer betätigen, bzw. heben. Es wären also diese Klötze in der Praxis und nach Abb. 3a ungefähr Nr. l und müssen eben dann bei allen Zählwerken die Klötze auf den sämtlichen Zahleneinheiten auf Nr. l befestigt werden. — Wie gesagt, dies kommt ganz darauf an, in welcher Entfernung und Stellung die Glockenhämmer liegen und angebracht werden.

Wir wenden uns nun dem letzten Teil unserer Arbeit zu und fertigen den Maschinendeckel Es wird eine genau auf die Maschine passende glatte Brettplatte zurechtgeschnitten, und darein die erforderlichen Einschnitte für die Sperrhebel, Einstellrollenräder, Einstellschlitze und die Zahlenfenster ausgesagt. Dies erfordert nun, wenn die Maschine schon soweit zusammengesetzt ist, genaue Messungen und Berechnungen, damit alle Einschnitte genau mit den Inneneinrichtungen zusammenpassen. Wenn man genau nach den Zeichnungen arbeitet, fällt dies aber durchaus nicht schwer.

Die Zahlenfenster, von deren Reihen wir nun die obere das Einstell- und die untere das Resultatwerk nennen, werden von unten, zur Staubsicherheit mit durchsichtigem Marienglaspapier verklebt. — Wir geben unserer Maschine jetzt noch einen schönen schwarzen oder braunen Lackanstrich und versehen den Maschinendeckel mit den Bezeichnungen, Fensterumrahmungen, Namen usw. und unsere Maschine ist betriebsfertig.

Wie rechnen wir nun mit der Maschine?

Ganz einfach und blitzschnell und vor allem richtig! Wir nehmen erst mal eine ganz einfache Aufgabe und zwar das Addieren, 5 + 14 = 19, Maschine steht in Nullstellung aber nicht verriegelt. Indem wir das Einstellwerk beobachten, drehen wir mit der rechten Hand das Einstellrad der Einerstelle und beobachten bis die Zahl 5 in beiden Werken (Einstell- und Resultatwerk) erscheint. Es wird nun in der gleichen Richtung das Einer-Einstellrad weitergedreht und zwar braucht man gar nicht mal hinzusehen, sondern zählt nur die Knacke der kleinen Springfedern, und zwar zählt man nun also die 14 dazu. Sobald die Einer voll sind, wird durch die Klötze das Glockenzeichen ertönen und muss man dann das Einstellrad für die Zehnerstelle in der gleichen Richtung um l weiterdrehen. Dies alles geschieht nach Gehör und zwar im Augenblick. Hat man die 14 auf diese Weise hinzugedreht, so steht in beiden Werken (Einstell- und Resultatwerk) die Zahl 19.

Aufgabe: 563 + 708 = 1271. Zunächst wie zu allen Aufgaben freie Nullstellung, dann in der gleichen Weise erst mittels aller erforderlichen Einstellräder die Zahl 565 eindrehen. Dies geschieht einfach, indem wir das Hundertereinstellrad um 5, das Zehnerrad um 6 und das Einerrad um 3 Stellen (Knackse) weiterdrehen. Es wird jetzt erst die 8 im Einerwerk zugedreht, wodurch bei „0" das Glockenzeichen ertönt, darauf die noch fehlende l zu­gedreht und zur Zehnerstelle in der gleichen Weise geschritten, indem man die eine durch die Glocke gemeldete Stelle zudreht, dasselbe geschieht in der nächsten Stelle usw. Zu beachten ist, dass bei Addition stets der Glockenschieber entsprechend eingestellt ist.

Auf diese Art kann man ganze Postenreihen zusammenzählen, indem man einfach Posten zu Posten zum Resultat zudreht. Die Subtraktion ist dasselbe in umgekehrter Richtung, also mit umgestelltem Glockenschieber. Aufgabe: 172—123 = 49. Die Zahl 172 einstellen, zunächst 3 abziehen, wobei die Glocke ertönt, dann 2 von 7 abziehen und die gemeldete l ebenfalls abziehen, hierauf l von l abziehen, wonach die Zahl 49 erscheint.

Bei der Multiplikation ist das Verfahren genau wie bei Addition, denn die Multiplikation ist ja nur eine fortgesetzte Addition. Also muss der Glockenschieber wie bei Addition eingestellt sein: Aufgabe: 15 x 3 = 45. Zunächst 15 einstellen. Bei den nun folgenden Zählungen (Einstellungen) arbeitet man am besten durch Einstellen mit Stift durch die Einstellschlitze, das gleiche gilt auch für Division. Bei der Multiplikation wie auch Division, ist es praktisch, wenn man jetzt bei den Zählungen auf die durch die Einstellschlitze sicht­baren farbigen Enden der verschiedenen Zahleneinheiten Obacht gibt.

Also wir haben jetzt 15 in den Werken und wollen die Zahl mit 3 multiplizieren. Dies geschieht durch Hinzuzählen der gleichen Zahl und zwar so oft, als eben die Zahl vervielfältigt werden soll. Wir zählen also in der Einerstelle 5+5+5 also zweimal die Zahl hinzu. sobald dabei das Glockenzeichen ertönt, muss natürlich bei der Zehnerstelle, wo in der gleichen Weise verfahren wird, eine Stelle zugedreht werden. Ertönt in der Zehnerstelle ebenfalls ein Glockensignal, so muss man in der Hunderterstelle ebenfalls eine Stelle weiterdrehen, was bei dieser Aufgabe natürlich nicht der Fall ist. Es erscheint also die Zahl 45. Große Aufgaben ebenso. Z. B. 512 x 7 = 3584. Zunächst 512 einstellen. Dann der Reihe nach in allen Stellen weiterzuzählen. Also erst in der Einerstelle 7 mal 2 hinzuzählen und bei Signal die eine Stelle in der Zehnerstelle zudrehen. In dieser Stelle ebenfalls 7-mal l hinzuzählen, sobald Signal ertönt ebenfalls in der nächsten Stelle eine Zahl weiterdrehen und dann wieder 7 x 5 hinzuzählen. Hierbei ertönt das Glockensignal 5-mal, so dass man aber auch in der Tausenderstelle 5 weiterdrehen muss, Also erscheint 3584.

Das Umgekehrte ist bei der Division der Fall, da die Division ja nur eine fortgesetzte Subtraktion ist und somit der Glockenschieber entsprechende Stellung haben muss. Aufgabe: 18 : 6 = 3. Zuerst die Zahl 18 einstellen. Alsdann so oft 6 abziehen wie in der Zahl enthalten ist. Dies erfolgt ebenfalls vollständig mechanisch und zwar wie folgt: Wir zählen also erst mal 6 Stellen von der Einerstelle ab. Es erscheint alsdann die Zahl 12. Zählen wir nun weiter 6 von der Einerstelle ab, so erscheint hier die Zahl 6, wobei jedoch inzwischen bei „0" das Signal ertönt. Man muss also dann von der Zehnerstelle nachher l Stelle abziehen. Wir ziehen nun nochmals 6 Stellen von den Einern ab und haben die Zahl „0"« Hierbei ist nun zu beobachten, dass man nicht vergisst, wie oft man die Zahl abgezogen, was hierbei 5-mal war. Diese Merkzahl kann man sich aber in den nicht gebrauchten Zehn- und Hunderttausenderstellen merken.

Aufgabe: 276 : 7 = 39 Rest 3. Die Zahl 276 einstellen. Würde die Aufgabe 876 : 7 lauten, also die zu teilende Zahl größer bzw. ebenso groß sein als der Teiler (gemeint ist die vorderste Stelle), so beginnen wir mit der Rechnung dort. In diesem Falle wird jedoch bei der 2. Stelle be­gonnen und zwar indem wir 27 : 7 teilen, dabei verbleibt ein Rest von 6 und teilen wir dann 66 : 7 genau wie oben. Es erscheint dann, der richtige Rest und zwar die Zahl 3. Weiß man nun wie oft man die Zahl 7 hat abziehen können, so haben wir das Resultat 39 Rest 3. Des­gleichen bei mehrstelligen Zahlen.

Z. B. Aufgabe: 7524 : 125= 60 Rest 24. Die Zahl 7524 einstellen und nacheinander in der allgemeinen Art 125 so oft abziehen, bis eben der Restbetrag von 24 übrig bleibt. Die Zahl; wie oft man 125 hat abziehen können, ist 60 und haben wir das Resultat 60 Rest 24.

Wir sehen also, wir können alle 4 Rechnungsarten und ebenso diejenigen, die sich aus denselben zusammensetzen auf dieser Maschine rechnen. Es ist das erste Mal beim Rechnen etwas sonderbar, sich in die Bedienung der Maschine hineinzufinden. Bald lernt man aber auch die schwierigsten Aufgaben blitzesschnell ausrechnen.

Die Maschine rechnet also vollständig mechanisch, nur dass man eben die durch die durchgehende Zehnermeldung angezeigten Zehner durch Zu- bzw. Abzählen berücksichtigen muss. — Wer nun etwas eingeweihter in das Reich der edlen Bastelkunst ist und wem daran liegt, auch dies automatisch also selbständig zu bewerkstelligen, der baue sich eine durchgehende Zehnerübersetzung ein, wobei natürlich das Glockensignal überflüssig ist. Diese Zehnerübertragung erfordert lediglich für jedes Zählwerk ein transportierendes Sternrädchen, das ebenfalls in die Zwischenlücken des Zahlenfilms eingreift, sowie den Übersetzungsschlager (Abb. 4 R) welcher frei drehbar durch die kleinen Zehnerklötzchen gedreht wird und das Sternrädchen um l Stelle vor- oder zurückrückt. Die Anordnung dieser Einrichtung ergibt die Abb. 4.

Nachwort!

Betrachten wir jetzt mal unsere Arbeit, so werden wir sehen, dass es uns trotz der Schwierigkeit des eigentlichen Projekts gelungen ist, auf einfache Weise und mit den billigsten Kosten eine brauchbare und praktische Rechen maschine zu bauen, die uns das Rechnen zur Freude macht. Ich selbst habe eine solche Maschine hergestellt und gebrauche sie fast täglich. Dass sich unsere kleine Maschine für die Praxis des Rechnens bewährt, muss wohl jeder sagen, wenn man berücksichtigt, dass wir zum Beispiel eine 5-stellige schwierige Multiplikations- oder Divisionsaufgabe, an der man mit Hilfe von Papier und Feder eine 3/4 - 1 Minute und noch länger rechnet, gut in einer 1/15—1/4 Minute richtig rechnen. Also lasse sich keiner, der Lust und Interesse für eine moderne Schnellrechenmaschine hat, durch die kleine Mühe des Baus derselben abbringen, sich eine Maschine herzustellen. Man kann sie ja in jeder beliebigen Form, Art und Größe herstellen. So schließe ich dieses Heftchen mit dem Wunsche, dass es Euch allen gelingen möge, eine gute und brauchbare Rechenmaschine herzustellen.

Köslin                       G. Müller.

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